Ethische Perspektiven

Shownotes

In der letzten Folge unseres Podcasts geht es um die Ethik.

Ein Blick in die Philosophiegeschichte kann überraschen: Epiktet, einer der prägenden Denker der Antike und der stoischen Philosophie, kam mit einer körperlichen Beeinträchtigung zur Welt. Für die harte Sklavenarbeit galt er aus diesem Grund als ungeeignet – aber gerade deshalb erhielt er Zugang zu Bildung. Sein Zugang zu Bildung wurde zum Ausgangspunkt für eine Philosophie, die von Kaisern in der Antike bis heute in Führungsetagen viel zitiert wird. Bildung hat Epiktet befreit – und sein Denken beeinflusst noch immer unsere Vorstellung von Freiheit, Selbstverantwortung und Würde.
Bildung ist für alle Menschen, aber besonders für diejenigen, die mit Beeinträchtigungen zu kämpfen haben, einer der wertvollsten Wege, um ihr volles Potenzial verwirklichen zu können.

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00:00:06: Digitale Bildung verspricht Teilhabe, jederzeit, überall und für alle.

00:00:13: Und warum lohnt es sich, diese Voraussetzungen für alle zu schaffen, insbesondere für Menschen mit Beeinträchtigungen?

00:00:21: Ein Blick in die Philosophiegeschichte kann überraschen.

00:00:25: Epikthet, einer der prägenen Denker der Antike und der stoischen Philosophie, kam mit einer körperlichen Beeinträchtigung zur Welt.

00:00:33: Für die Harz-Sklavenarbeit kalte aus diesem Grund als ungeeignet, aber gerade deshalb erhielt er Zugang zu Bildung.

00:00:43: Und sein Zugang zu Bildung wurde zum Ausgangspunkt für eine Philosophie, die von Kaisern in der Antike bis heute in Führungssitagen viel zitiert wird.

00:00:54: Bildung hat Epiktät befreit.

00:00:57: Und sein Denken beeinflusst noch immer unsere Vorstellung von Freiheit, Selbstverantwortung und Würde.

00:01:05: Bildung ist also für alle Menschen, aber besonders für diejenigen, die mit Beeinträchtigungen zu kämpfen haben, einer der wertvollsten Wege, um ihr volles Potenzial verwirklichen zu können.

00:01:17: Und damit begrüße ich euch zur letzten Folge von Hürdelos statt Würdelos.

00:01:23: Heute geht es um die Ethik.

00:01:35: Wenn wir über Ethik sprechen, dann geht es im Kern um die Frage, wie sollen und wie wollen wir leben?

00:01:43: Ethik ist nicht nur eine Sammlung von Regeln.

00:01:46: Sie ist ein Nachdenken darüber, wie wir handeln sollten, damit unser Zusammenleben gerecht, verantwortungsvoll und menschlich ist.

00:01:56: Im Zusammenhang mit der Ethik reden wir oft von Würde und von Autonomie.

00:02:01: Würde heißt, jeder Mensch hat einen inneren Wert, der nicht von Leistung abhängt.

00:02:06: Und genau dieser Wert begründet aber auch das Recht auf Entwicklung, darauf das eigene Potenzial zu entfalten und den eigenen Weg zu gehen.

00:02:15: Und dies geschieht Überbildung.

00:02:18: Autonomie oder Selbstverwirklichung ist in diesem Sinn kein Luxus, sondern ein Ausdruck von gelebter Würde.

00:02:26: Und wenn Menschen daran gehindert werden, dann geht es nicht nur um Ungerechtigkeit.

00:02:31: Niklas Egger von der Hochschule der Medien hat durch seine Beschäftigung mit Barrierefreiheit im Projekt Schaffel einen neuen Blick auf die Bedeutung von Würde gewonnen.

00:02:42: Wenn ich jetzt an Würde denke, denke ich eben an Barrierefreiheit.

00:02:47: Ein super Beispiel, das wir auch jetzt von Pleinted haben.

00:02:52: ist Kilian mit ein Zefralparese.

00:02:54: Er sitzt im Rollstuhl und barrierefrei bedeutet quasi, dass er zu seinem Platz ohne Probleme hinkommen kann.

00:03:02: Es geht jetzt zwar nicht um digitale Barrierefreiheit, sondern allgemein um die Barrierefreiheit.

00:03:07: Aber was ich sehr bedeutend fand, fand das Beispiel, dass es nicht richtig ist, wenn jetzt Stufen nach unten gehen.

00:03:17: Und er kann diesen Weg natürlich nicht beschreiten zu seinem Platz und das dann eine andere Person quasi ihn und den Rollstuhl dann runter tragen muss vor aller Augen.

00:03:26: Das entspricht in meinen Augen nicht der Würde des Menschen.

00:03:31: Und das kann eine unangenehme Situation sein und noch schlimmer.

00:03:36: Und deswegen ist für mein in meinen Augen barrierefrei so eng mit der Würde verbunden.

00:03:43: Niklas, der an der Entwicklung des Tools Blind Date wesentlich beteiligt war, dass ihr euch übrigens kostenlos über die Shuffle Website herunterladen könnt, erzählt uns, worum es im Blind Date wirklich geht.

00:03:56: Also natürlich die Technik ist wichtig, es ist wichtig, dass die Dokumente barrierefrei sind, aber wenn ich eben nochmal auf Blind Date hinweisen darf, es geht hier nicht nur eben um die technische Seite, es geht auch um die um den Kontakt zwischen den Menschen, wie redet man mit den anderen Menschen, wie geht man mit den anderen Menschen, um was passiert, wenn jetzt wirklich Studierende auf mich zukommen und sagen, sie haben diese Beeinträchtigung, sie haben dieses Problem.

00:04:23: Was ist, wenn Studierende mitten in der Vorlesung aufspringen und zum Beispiel aufs Klo müssen oder sonst wohin?

00:04:29: Wie gehe ich mit diesen Situationen um?

00:04:31: Es geht ja auch um das Menschliche und wie wir miteinander umgehen.

00:04:37: Deswegen kann man sagen, es ist nicht nur technisch, nein.

00:04:40: Und KI kann diese Aspekte sicherlich nicht lösen.

00:04:43: Also auch ich als Person muss mich in gewisser Weise in diesem Bereich weiterbilden.

00:04:50: Anja Gutja erinnert uns daran, dass wir auch ab und zu mal einen kritischen Blick auf unsere Leistungsgesellschaft werfen müssen, um uns zu fragen, was bedeutet es, ein Mensch zu sein?

00:05:06: ohnehin nicht gut tut, ständig diese Leistungsbrille zu haben.

00:05:10: Also auch das ist etwas, was wir reden ja auch von der Leistungsgesellschaft.

00:05:16: Wir reden davon, dass das ist das, was zählt.

00:05:19: Und wir merken aber eigentlich, oder ich würde sagen, manche merken es schon, vielleicht ist es vielen nicht so bewusst, dass uns das eigentlich gar nicht gut tut, weil man da vergisst, dass das Mensch sein.

00:05:34: und jetzt kommen wir wirklich ein bisschen in die Ethik, vielleicht mehr in die Philosophie Richtung.

00:05:41: Leistungerbringung ist ja mehr was Mechanisches und das menschliche ist ja, dass man viele verschiedene Facetten hat und das es mich eigentlich ausmacht, dass ich bestimmte Stärken habe und bestimmte Schwächen und dass wir aber am besten wenn wir jetzt den Begriff nehmen, funktionieren, wenn wir im Miteinander sind.

00:06:02: Und wenn ich in bestimmten Bereichen besser bin, dann kann ich aber und in anderen bestimmten schlechter, dann kann ich sehr gut mit anderen zusammenarbeiten, bei denen es andersrum ist.

00:06:15: Das heißt, es geht viel stärker darum, dass wir miteinander stark werden und nicht jeder für sich einzeln der Perfekte, der in jedem Bereich einfach funktioniert.

00:06:28: Patricia Piskorek hat durch Schaffel gelernt, dass Ethik und Technikgestaltung keine Gegenspieler sind, sondern dass es große Vorteile bringt, wenn man die Ethik von Beginn an in einem Projekt mitdenkt.

00:06:41: Ich habe dort gelernt, auch

00:06:45: Ethik

00:06:45: zuzüglich zur Barrierefreiheit.

00:06:48: von Anfang an mehr mitzudenken bei dem, was man tut.

00:06:51: Weil wir zum Beispiel, als wir Blind Date entwickelt haben, uns die Frage stellen mussten, wenn wir jetzt eine Person mit einer bestimmten Beeinträchtigung gestalten, stigmatisieren wir dann nicht auch, vereinheitlichen wir nicht, Dinge, die überhaupt nicht vereinheitlichbar sind, weil doch jede Beeinträchtigung so unterschiedlich ist.

00:07:15: Und davon anfangen an... auf einer ethischen Schiene auch zu denken und es für sich zu begründen, die Schritte, die man tut.

00:07:24: Das habe ich da auf jeden Fall mitgenommen und werde das als wertvollen Skill, glaube ich, auch in zukünftige Jobs tragen.

00:07:33: Kim Aldorf berichtet uns, weshalb Autonomie und Selbstwirksamkeit im Projekt Schaffel eine wesentliche Rolle spielen.

00:07:42: Ja, was ich auf jeden Fall sagen würde, dass damit ein Herr geht, dass die Personen einfach vielleicht viel mehr Selbstwirksamkeit erleben und viel mehr Autonomie.

00:07:57: Also wenn jetzt beispielsweise ein Dokument irgendwie nicht bei ihr freigestaltet ist und mein Screenreader kann das nicht lesen, dann muss ich erst irgendwo hingehen und nachfragen und sagen hey.

00:08:06: Ich kann das so nicht lesen, können sie mir das so und so formatieren.

00:08:11: Und das passiert eben erst nicht, dass Menschen das Gefühl haben, sie sind jetzt erst wieder auf wen anders angewiesen, sondern sie können total autonom und selbst wirksam, so wie alle anderen eben auch.

00:08:27: die Lehre ja konsumieren.

00:08:29: und deswegen würde ich sagen, dass so Selbstwirksamkeit und Autonomie eine ganz große Rolle bei uns im Projekt spielen und ja, dass wir da so ein bisschen auch vielleicht sogar drauf abzielen.

00:08:45: Corbinian Kuhn erinnert uns daran, dass zu einer barrierefreien Lehre mehr als Technik gehört.

00:08:52: Technik kann vieles lösen, aber sie kann nicht so gut improvisieren.

00:08:56: Und wenn wir jetzt in so einen Lehralltag denken oder auch in zwischenmenschlichen Situationen, als Menschen können wir vielleicht nicht hundert Sprachen sprechen, aber wir können uns irgendwie versuchen mit unseren Mitteln, wenn wir mit jemanden kommunizieren oder jemanden helfen sollen, irgendwie uns zu arrangieren, weil wir sehr gut improvisieren können.

00:09:15: Das heißt, wenn ich jetzt einfach nur versuche, mit Technik alles weg zu automatisieren, dann habe ich zum einen natürlich Bereiche, wo die Technik nicht gut genug funktioniert, dass es dann gar nicht eben so barrierefrei ist.

00:09:25: Und zum anderen fehlt dann so ein bisschen diese Zwischenmenschliche, wo aber auch extrem unterstützen sein kann.

00:09:30: Also gerade in der Lehre, wenn man dann quasi auch weiß, man kriegt es vielleicht nicht perfekt die Lehre so barrierefrei, wie man sich das wünschen würde, aufgrund der räumlichen Bedingungen oder aufgrund der Einschränkungen der Studierenden.

00:09:44: ... wenn die den persönlichen Kontakt haben natürlich ... ... und man da spricht und sagt, ... ... okay ich unterstützt da, ... ... schreib mir, wenn du ... ... mit dem Material nicht zurechtkommst, ... ... dann kann ich das im Nachgang vielleicht noch mal ... ... irgendwie anders aufbereiten und so weiter.

00:09:56: Dann kann das schon mehr helfen, ... ... als jetzt vielleicht techniktes Barrierefrei machen kann.

00:10:00: Einfach, weil man dieses Zwischenmenschlichkeit hat, ... ... wo man sagt, okay ... ... ich gehe da ganz individuell auf die Bedürfnisse einfach auch ein, ... ... wenn es solche Bedarfe gibt.

00:10:08: Und nicht nur so näher, hier sind die Untertitel ... ... und hier ist alles transkribiert.

00:10:13: Damit ist es barrierefrei und es ist mein Job erledigt, sondern einfach sagt, okay, war es wahrscheinlich auch fast alle Lehrkräfte in Deutschland auch so sehen würden, die sagen, klar, ich mache die Lehre aus einem gewissen Grund, das motiviert mich und ich versuche da auch zu unterstützen.

00:10:25: Und das kann Technik einfach nicht.

00:10:27: Dieses ganz, ganz persönliche individuell, die Vertrauen geben oder auch zu improvisieren, wenn was nicht so perfekt läuft.

00:10:36: Die Würde des Menschen zeigt sich nicht nur in den großen und bedeutenden Fragen, sondern in den alltäglichen.

00:10:43: Wer darf mitreden?

00:10:45: Wer wird gesehen?

00:10:47: Und wem öffnen wir freundlich die Tür?

00:10:50: Und vielleicht ist es genau das, was eine gerechte Bildung ausmacht, dass sie niemanden zurücklässt und einfach übergeht.

00:10:59: Damit verabschieden wir uns von euch.

00:11:01: Wir bedanken uns für eure Aufmerksamkeit Und wir bedanken uns bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Projekt Schaffel, die uns für diesen Podcast Rede und Antwort gestanden sind und uns bei der Umsetzung geholfen haben.

00:11:16: Dieser Podcast ist im Rahmen des Forschungsprojektes Schaffel entstanden.

00:11:20: Das Projekt Schaffel wird von der Stiftung Innovation in der Hochschullehrung gefördert.

00:11:26: Moderation und Konzeption, Susanne Kunert.

00:11:31: Konzeption, Produktion, Regie und technische Umsetzung.

00:11:35: Christoph Lang.

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