Digitale Barrierefreiheit
Shownotes
In dieser Folge sprechen wir mit unseren Gästen darüber, was „Digitale Barrierefreiheit“ für sie bedeutet. Und: Wir fragen nach, welche typischen Barrieren im digitalen Raum entstehen können.
Sogenannte assistive Technologien sind wichtige technische Hilfsmittel, ohne die sich Betroffene im digitalen Raum nicht zurechtfinden würden.
Doch nicht nur technische Voraussetzungen und Hilfsmittel sind wichtig, um ein barrierefreies Miteinander zu schaffen. Alle Beteiligten müssen Barrieren überwinden. Alle Beteiligten müssen Respekt vor dem Menschen als Individuum haben. Und: Alle müssen an einem Strang ziehen.
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00:00:00: Hallo,
00:00:01: ich bin ein Screenreader und unterstütze Personen mit Sehe Beeinträchtigung dabei, digitale Inhalte wahrnehmen und verstehen zu können.
00:00:10: Wisst ihr, was ein Screenreader ist und wofür dieser verwendet wird?
00:00:15: Es gibt viele Hilfsmittel, ohne die ein Leben in unserer digitalisierten Welt für Personen mit Beeinträchtigung undenkbar wären.
00:00:23: Das zeigt, wie wichtig das Thema digitale Barrierefreiheit heutzutage geworden ist.
00:00:29: Damit begrüße ich euch.
00:00:30: zur zweiten Folge von Hördelos statt Würdelos.
00:00:35: Heute sprechen wir mit unseren Gästen darüber, was digitale Barrierefreiheit für sie bedeutet und wir fragen nach, welche typischen Barrieren im digitalen Raum entstehen können.
00:00:58: Sogenannte assistive Technologien wie Endscreen Reader sind wichtige Hilfsmittel, ohne die sich Betroffene im digitalen Raum nicht oder nur schwer zurechtfinden würden.
00:01:11: Doch nicht nur technische Hilfsmittel und Voraussetzungen sind wichtig, um ein barrierefreies Miteinander zu schaffen.
00:01:18: Alle Beteiligten müssen vor allem Respekt vor dem Menschen als Individuum haben.
00:01:24: Und wir müssen alle an einem Strang ziehen.
00:01:27: Niklas Egger, wissenschaftlicher Mitarbeiter von der Hochschule der Medien in Stuttgart, erzählt uns, was für ihn digitale Barrierefreiheit in der Lehre ausmacht.
00:01:37: Digitale Barrierefreiheit in der Lehre bedeutet, dass Studierende mit Beeinträchtigungen an der Lehre teilnehmen können.
00:01:46: Das ist unfassbar wichtig, es ist wichtig, dass diese Menschen nicht ausgegrenzt werden und gleichzeitig werden dadurch alle Studierenden unterstützt.
00:01:56: weil die auch von der Barrierefreiheit profitieren.
00:02:00: Niklas betont, dass digitale Barrierefreiheit aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden sollte.
00:02:06: Und er erklärt uns, warum davon wirklich alle profitieren.
00:02:11: Also natürlich gibt es die ethische Sicht, dass es zum einen das Richtige ist zu tun, es ist wichtig für das Gemeinwohl, es geht ja auch um die würde und den Respekt zu diesen anderen Menschen.
00:02:23: Man kann es aber natürlich auch aus einer ganz egoistischen Sicht betrachten.
00:02:27: Also das ist das tolle Anbarrierefreiheit, ist zwar, dass es für diese Menschen mit Beeinträchtigung essentiell ist, Aber in den meisten Fällen alle davon profitieren.
00:02:38: Also wenn ich schon einen Transkript habe, womit ich dann als Überperformer besser lernen kann, dann ist das hilfreich.
00:02:47: Wenn ich Untertitel mit den Korrekten... Wörtern bzw.
00:02:52: den richtigen Fachbegriffen habe, dann hilft mir das auch, wenn ich die Vorlesungsunterlagen schon vor der Vorlesung habe, um mich schon vorzubereiten, dann kann das mir auch helfen.
00:03:02: Also auch aus dieser egoistischen Sicht kann es unfassbar wichtig sein, aber es geht sogar noch einen Schritt weiter, denn... Selbst wenn man jetzt keine klassische Beeinträchtigung hat, kann es natürlich sein, dass man mal einen Schnupfen hat, mal krank ist, man hat einen wichtigen Termin und kann nicht zur Vorlesung kommen.
00:03:20: Oder man war beim Sport, hat eine Sportverletzung und den Arm gebrochen und kann auf einmal nicht mitschreiben.
00:03:25: Es gibt also auch viele temporäre und situationsbedingte Beeinträchtigungen und auch in diesen Situationen hilft ja eben Barrierefreiheit.
00:03:34: Also wenn die Vorlesung aufgenommen wird, ist das ja wunderbar, wenn ich beim wichtigen Arzttermin habe und dann trotzdem noch die Vorlesung im Nachhinein anschauen kann.
00:03:43: Und deswegen würde ich sagen, es ist zum einen, wie schon gesagt, das Richtige von der ethischen Betrachtung, das Richtige zu tun, aber gleichzeitig ist es auch für einen selber, auch wenn man keine eigene Betreinträchtigung hat, ein absoluter Mehrwert.
00:03:58: Ich denke, ich würde es ganz schlicht und einfach halten und sagen, Barrierefreiheit ist essentiell.
00:04:03: Es ist machbar und es ist genial zugleich.
00:04:07: Barrierefreiheit im baulichen Sinne ist vielen von uns geläufig.
00:04:11: Rampen, abgesenkte Bordsteine oder Orientierungshilfen für blinde im Straßenverkehr.
00:04:19: Der digitale Raum und die damit verbundenen Hürden sind laut Dr.
00:04:23: Anja Gutja für viele Menschen jedoch noch ein unbeschriebenes Blatt.
00:04:28: Ja, ich finde es spannend.
00:04:30: Ich glaube nämlich auch, dass der Begriff gar nicht so geläufig ist, die digitale Barrierefreiheit.
00:04:35: Man kennt den Begriff der Barrierefreiheit.
00:04:37: Jeder assoziiert dann erst einmal diese räumliche Sache.
00:04:41: Man denkt sofort an eine Rampe, die behilflich ist, um eben Stufen zu überwinden.
00:04:47: Bei der digitalen Barrierefreiheit kommen die meisten dann schon so ein bisschen ins Krübeln und sagen, ah ja, okay, vielleicht irgendwelche Programme.
00:04:55: die nicht screen wieder tauglich sind.
00:04:57: Das ist dann aber auch schon advanced, wenn man an diese Aspekte denkt.
00:05:02: Aber es geht ja um eigentlich viel, viel mehr.
00:05:04: oder sagen wir mal, man kann es auch runterbrechen und sagen, es geht einfach um das Menschenrecht auf Bildung für alle in jedem Zusammenhang auf jeder Ebene, eben in diesem Fall auf Hochschulebene.
00:05:21: für alle Studierenden, egal was sie mitbringen für Fähigkeiten und was sie für Einschränkungen haben, die Möglichkeit für alle einen Zugang zu haben zur Bildung und eben auch zur Digitaler Bildung.
00:05:36: Anja betont, dass sich in den letzten Jahren aber vieles zum Positiven entwickelt hat
00:05:41: und
00:05:42: in die richtige Richtung geht.
00:05:44: Ich glaube aber schon, dass wir ganz anders uns und etwas selbstverständlicher schon auch mit digitalen Elementen umgehen, das glaube ich auf jeden Fall.
00:05:52: Ich glaube, dass das in einundzwanzig wirklich noch ungewöhnlich klar, wenn man gesagt hat, wir machen das jetzt alles mal schnell online und klar ist und ich habe alles schon hochgeladen und so weiter.
00:06:02: Das ist jetzt mittlerweile etwas üblicher.
00:06:05: Es gibt viele Hochschulen, die von sich aus auch sagen, wir wollen quasi einen digitalen Zwilling abbilden.
00:06:14: die sich auf den Weg machen und diese Richtung denken.
00:06:17: Aber das sind viele, das sind tatsächlich auch nur vereinzelte.
00:06:21: Also man hat das nicht als eine Entwicklung, wo man sagen kann, das ist schon wirklich die Mehrheit, sondern das sind vereinzelte, ja sagen wir mal Leuchtturmprojekte oder Leuchtturmhochschulen, die in dieser Richtung unterwegs sind.
00:06:33: Es gibt vereinzelte Projektstellen oder es gibt, glaube ich, ein oder zwei Feststellen zum Thema digitale Barrierefreiheit, die man finden kann.
00:06:42: Das heißt, Da gibt es etwas, aber das muss ich fortsetzen, damit sich das wirklich als ein flächendeckendes Ding etablieren kann.
00:06:50: Für Außenstehende mag es gar nicht so einfach sein, sich in die Betroffenen und deren Schwierigkeiten hineinzuversetzen.
00:06:57: An Katrin Böhm erzählt uns, welche Hürden typischerweise im digitalen Raum entstehen können.
00:07:04: Also das kann natürlich von Person zu Person ganz ganz unterschiedlich aussehen, je nachdem auch wie die Personen mit Strategien umgeht, welche Strategien die Person schon gelernt hat.
00:07:15: Aber generell würde ich sagen, so die erste Barriere, die viele gar nicht im Fokus haben, ist die der Zugänglichkeit zu Informationen generell.
00:07:24: Also auch schon alleine wie kann ich mich dann irgendwo immatrikulieren an einer Hochschule.
00:07:32: Wie komme ich an diese Informationen dran, wenn die Webseite der Hochschule zum Beispiel nicht zugänglich ist für alle.
00:07:39: Das heißt, wenn sie zum Beispiel super verschachtelt ist und man keine Informationen findet, wenn die Suchfunktion nicht richtig funktioniert, aber auch wenn zum Beispiel die Informationen zum Einschreiben in einem PDF stehen.
00:07:51: Das PDF ist aber überhaupt nicht auslesbar für zum Beispiel screen reader, also dass im Prinzip das, was auf dem Bildschirm angezeigt wird, vorgelesen wird für Leute, die zum Beispiel visuell das Ganze nicht wahrnehmen können, dann ist das schon eine riesengroße Barriere an Informationen erst mal ran zu kommen.
00:08:09: Dann kann es aber natürlich auch Barrieren geben im Sinne von Präsentationen sind total überfrachtet, man ist sehr, sehr reiz überflutet, kann die Informationen gar nicht aufnehmen.
00:08:23: Genau, es gibt bauliche Barrieren, klar, aber wir reden jetzt vor allem über den digitalen Bereich, da kann es auch sein, dass in Online-Meetings die Kameras nicht eingeschaltet sind, dann ist für viele, die zum Beispiel Auditiv-Schwierigkeiten haben, also eine Beeinträchtigung, Hörbehinderung, das dann schwierig, weil sie das Mundbild der entsprechenden Personen zum Beispiel nicht sehen können und dann... dass als Strategie, was sie sonst nutzen würden, nicht einsetzen können.
00:08:51: Und das ist für viele vielleicht gar nicht so klar.
00:08:55: Um die bei erwähnten Barrieren zu reduzieren, ist es für Kim Aldhoff besonders wichtig, dass das Thema digitale Barrierefreiheit vom Beginn an mitgedacht wird.
00:09:04: Also ich würde sagen, an sich ist die Umsetzung, wenn man von vornherein bewusst an die Sache sozusagen herangeht, dann ist die Umsetzung gar nicht so schwierig.
00:09:16: Denn wenn ich von vornherein mit dem Gedanken herangehe, ich möchte jetzt mein Word-Dokument barrierefrei gestalten, dann helfen mir ganz häufig auch schon die Formatvorlagen und dadurch... kann ich eigentlich gar nicht so viel falsch machen und habe auch gar nicht so einen großen Aufwand.
00:09:35: Wenn ich aber nicht mit dem Bewusstsein herangehe und ich sozusagen nicht darauf achte, dass ich Formatvorlagen benutze, dass ich irgendwie Tabellen ohne Formatvorlage oder wie auch immer erstelle, dann habe ich natürlich im Nachhinein einen großen Aufwand, wenn ich das wieder barrierefrei machen möchte.
00:09:56: Ich meine, es ist ähnlich wie wenn ich vegan oder vegetarisch kochen möchte.
00:10:04: Aber vorher schon Fleisch in die Suppe mit Rheinhau, die später wieder rauszusuchen, ist schwieriger als einfach mir von vorne rein, bewusst zu sein.
00:10:11: Ich möchte das Ganze ohne Fleisch machen.
00:10:15: ist das ja auch nicht schwierig, eine Suppe ohne Fleisch zu kochen.
00:10:18: Und so ist es auch nicht schwer, einfach einen Dokument barrierefrei herzustellen, indem ich von vornherein darauf achte, Formatvorlagen zu benutzen, richtige Überschriften, Formatierungen zu benutzen.
00:10:31: Dann ist das von vornherein eigentlich überhaupt nicht schwer und auch kein zeitlicher Mehraufwand.
00:10:36: Den hätte man eher im Nachhinein.
00:10:39: Digitale Barrierefreiheit im Hochschulkontext betrifft viele Bereiche.
00:10:44: Den didaktischen Bereich digitale Infrastruktur, aber auch die strukturelle Ebene einer Universität.
00:10:51: Das Thema kann auf den ersten Blick wie ein fass ohne Boden wirken und es ist ein Prozess, der von uns allen eine gegenseitige Rücksichtnahme erfordert.
00:11:01: Aber es zeigt sich auch, mit der richtigen Herangehensweise kann vieles bewirkt und verbessert werden, für das Recht auf Bildung für alle Menschen.
00:11:10: Wir verabschieden uns für heute und hören uns in der nächsten Folge wieder.
00:11:15: Dieser Podcast ist im Rahmen des Forschungsprojektes Schaffel entstanden.
00:11:20: Das Projekt Schaffel wird von der Stiftung Innovation in der Hochschullehrung gefördert.
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